
Wir leben in einer Zeit, in der Selbstoptimierung fast selbstverständlich geworden ist: immer produktiver, schneller, fitter, erfolgreicher. Viele verbinden auch Coaching mit genau diesem Bild – als Werkzeug, um sich selbst auf Höchstleistung zu trimmen. Doch das ist ein Missverständnis. Coaching ist kein Programm zur Perfektionierung, sondern ein Raum, in dem Menschsein in seiner Tiefe Platz hat – mit Stärken, Fehlern und Widersprüchen.
Der Irrweg der Selbstoptimierung
Selbstoptimierung sagt: „Da fehlt etwas – und das musst du ergänzen oder korrigieren.“
Das erzeugt Druck, den inneren Kritiker und das Gefühl, nie genug zu sein.
Doch echte Entwicklung entsteht nicht aus Mangel, sondern aus Erkenntnis des eigenen Weges und Akzeptanz seiner eigenen Menschlichkeit.
Coaching bedeutet: sich selbst begegnen
Im Coaching geht es nicht darum, Fehler wegzupolieren oder jede Schwäche zu eliminieren. Es geht darum, sich zu sehen und zu erkennen, was man ins Licht und und was in den Schatten gestellt hat. Menschlich sein bedeutet, sich selbst als widersprüchlich, vielfältig, mal so mal so sein zu erkennen.
- Widersprüche erkennen und annehmen
- eigene Verletzlichkeit und Gefühle akzeptieren
- Eigene Bedürfnisse erkennen und in Entscheidungen einbeziehen
Genau darin liegt die Kraft: Wer erkennen kann, was er/sie ablehnt und welchen Idealen er/sie nachrennt, kann wachsen – nicht in eine Idealversion, sondern in die eigene, stimmige Form.
Die Schönheit des Unvollkommenen
Das Leben ist kein lineares Projekt. Es ist voller Brüche, Irrwege und überraschender Wendungen. Coaching hilft, diese Momente nicht als Scheitern zu betrachten, sondern als Teil des Weges. Denn erst durch Fehler, Zweifel und Gegensätze entsteht Tiefe und Authentizität.
Fazit
Coaching ist nicht das Streben nach einem fehlerfreien Selbst. Es ist ein Prozess, der zeigt: Wir dürfen Menschen sein – mit Widersprüchen, Ecken und Kanten. Und genau darin liegt unsere Stärke.